Markthalle

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Zürcher Engros Markthalle AG

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Adresse
Zürcher Engros Markthalle AG
Aargauerstrasse 1
8048 Zürich

Öffnungszeiten
Mo–Fr 07.00 – 12.00 Uhr / 13.00 – 16.00 Uhr


Auf Einkaufstour mit dem Palettrolli

Der Wisliger Märt ist unter anderem für sein umfangreiches Sortiment an frischem Gemüse und Früchten bekannt. Doch woher stammen eigentlich all die Salate, Gurken, Melonen und Bananen? Zu Besuch im Zürcher Engrosmarkt, wo früher Vogel zwar keinen Wurm fängt, dafür aber viel frisches Gemüse und Früchte kaufen kann.

Es ist drei Uhr morgens, und ich warte auf dem Parkplatz hinter dem Wisligzäller Markt auf Stephan Aeschbacher. Er ist Bereichsleiter Früchte und Gemüse sowie Getränke und ich darf ihn heute Nacht in den Engrosmarkt in Zürich begleiten. Alles ist ruhig, die Fenster der Häuser rundherum sind dunkel und ich habe den leisen Verdacht, gerade als ziemlich einzige wach zu sein. 

Lange bleibe ich aber zum Glück nicht allein: Stephan Aeschbacher kommt mit dem Velo angesaust, hellwach und mit einer fast unverschämt guten Laune im Gepäck. Wir setzen uns in den Lastwagen und fahren los Richtung Zürich. 

Viermal pro Woche fährt Stephan Aeschbacher diese Strecke, manchmal übernimmt auch sein Stellvertreter Dekhang Gonpo. «Unser Angebot soll immer frisch sein und je nachdem wie gross die Nachfrage im Laden ist, fahren wir auch ein fünftes Mal in der gleichen Woche nach Zürich», erklärt er, während wir auf der leeren Autobahn Richtung Wallisellen brausen. «Das frühe Aufstehen macht mir nichts aus, ich geniesse die Ruhe, die um diese Zeit herrscht.» Aeschbacher hat eine lange Einkaufsliste bei sich. Er wiegt den Kopf. «Mal sehen, ob wir alles erhalten, was ich mir aufgeschrieben habe. Schweizer Erdbeeren wird es wohl keine mehr geben, und auch bei den Walliser Aprikosen bin ich skeptisch.» Schauen wir mal. 

Salate, Randen, Mais, Rucola… 

Eine Viertelstunde später fahren wir auf das Gelände ganz in der Nähe des Hardturms. Eine etwas angestaubt wirkende Neonreklame mit stilisiertem Gemüse und Früchten in rot und grün leuchtet über unseren Köpfen. 

Heute Nacht steht nur eine Handvoll anderer Lastwagen auf dem Platz. «Das liegt daran, dass gerade Sommerferien sind und viele Einkäufer deshalb weniger Ware benötigen», erklärt Aeschbacher, während er den Lastwagen parkiert, die Laderampe ausklappt und den Palettrolli herauszieht. Während wir losgehen, erzählt er mir, dass der Engrosmarkt jeweils von Mitternacht bis 10 Uhr morgens geöffnet hat. Zu den Kunden gehören einerseits Früchte- und Gemüseh.ndler, aber auch viele Gastronomen. Insgesamt bieten rund 40 Importeure und Grosshändler sowie über 20 Produzenten aus der Schweiz ihre Waren an. 

Anders, als ich es erwartet hätte, steuern wir beide nicht schnurstracks auf das hell erleuchtete Gebäude des Engrosmarktes zu, sondern laufen in die entgegengesetzte Richtung. Hier verkaufen einige Gemüseproduzenten aus der Region ihre Ware direkt weiter. Fein säuberlich gestapelt stehen da grüne Plastikkistchen mit einer grossen Auswahl an frischem Gemüse auf dem Platz. Da gibt es Salate, so gross wie Fussbälle, Randen, Mais, bündelweise Rucola und Schnittsalat. Hinzu kommen Lauchstangen, die in den kleinen Kistchen kaum Platz finden, Broccoli und weiss leuchtende Blumenkohlköpfe. Ich staune und bereue insgeheim, dass ich keinen Einkaufskorb für mich mitgebracht habe. Aeschbacher bemerkt meine Blicke und lacht: «Der Engrosmarkt ist während der Woche leider nicht für Privatpersonen geöffnet. Heute kaufen wir nur für den Wisliger Märt ein.» Mit geübtem Blick begutachtet er das Angebot der verschiedenen Gemüseproduzenten und stellt sich seine Ware gleich selbst zusammen. Ein Kistchen nach dem anderen wandert auf eine Holzpalette, in Windeseile haben wir eine schöne Auswahl beisammen. Während Aeschbacher einkauft, unterhält er sich mit den Produzenten. Man kennt sich schon lange und schätzt einander. 

Pfirsiche, Pilze, Bananen, geröstete Erdnüsse… 

Anschliessend geht es dann endlich in Richtung Engrosmarkt und ich bin gespannt, was mich dort drin erwartet. Zwei wichtige Erkenntnisse vorweg: Erstens – die Fahrer der Elektrostapler sind trotz der frühen Stunde ziemlich rasant unterwegs. Zweitens – man steht ihnen immer irgendwie im Weg. Die Betriebsamkeit ähnelt der auf einem Basar, das Angebot an Waren ist riesig. 

Gemeinsam klappern wir die verschiedenen Händler ab, bei denen Stephan Aeschbacher jeweils seine Waren bezieht. Wir kaufen rotbackige Pfirsiche und Nektarinen, süsse Trauben, verschiedene Melonen und zwei Kisten Bananen. Diese duften übrigens so verheissungsvoll, dass ich am liebsten sofort eine für mich schälen würde. Während ich mit grossen Augen durch die Stände streife, werde ich immer wieder freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass ich ein bisschen zur Seite treten soll, um den emsigen Staplerfahrern den Weg freizumachen. 

Pilze, Kirschen, Grapefruits, Zitronen, frischer Knoblauch und Kartoffeln – unsere Beute wird immer grösser. Als Aeschbacher auch noch eine Kiste geröstete Erdnüsse mitnimmt, bin ich erstaunt. Erdnüsse mitten im Sommer? Will das die Kundschaft wirklich kaufen? Er nickt. «Erdnüsse sind wirklich das ganze Jahr hindurch sehr gefragt, ich fülle fast wöchentlich unsere Bestände auf.» 

Bei den Kräutern bleiben wir etwas länger stehen. Nacheinander nimmt Aeschbacher glatte Petersilie, Rosmarin und Schnittlauch aus dem Kühler und schaut sich jeden einzelnen Bund ganz genau an, bevor er ihn vorsichtig einpackt. Die Kräuter werden anschliessend noch mit Wasser bestäubt und mit einem dünnen Karton und einer Plastikfolie abgedeckt. 

Erdbeeren, Mangos und Walliser Aprikosen 

Anders als erwartet werden von verschiedenen Händlern auch noch Schweizer Erdbeeren feilgeboten. Aeschbacher klaubt vorsichtig eine Erdbeere aus einer der bereitstehenden Schachteln und beisst hinein. Anders als im Supermarkt ist Probieren hier ausdrücklich erlaubt. «Schliesslich möchte ich nur erstklassige Ware kaufen, und gerade bei Früchten ist es fast nicht möglich, nur aufgrund des Aussehens zu entscheiden. Das Auge isst zwar mit, aber der Geschmack ist noch viel wichtiger», sagt er. Die Erdbeeren sind gut, und deshalb nehmen wir auch hier zwei Kisten mit. Dass das Auge wahrlich mitisst, muss ich auch bei den Mangos feststellen. Sie sind zwar allesamt genau richtig in der Reife, dennoch sucht sich mein Begleiter nur solche aus, die möglichst orange und rot gefärbt sind. Die grünen Früchte lässt er liegen. «In den Augen der meisten Kundinnen und Kunden ist die orange-rote Farbe ein Merkmal für die Qualität der Mangos», erklärt er mir, «grüne Exemplare verkaufen sich deshalb viel schlechter, auch wenn sie den anderen in Sachen Süsse in keiner Weise nachstehen.» 

Innert einer halben Stunde haben wir fast alles beisammen, was auf Aeschbachers Einkaufsliste stand. Jetzt fehlen nur noch die Walliser Aprikosen. Das wird knifflig, denn die Aprikosen sind beim Wisliger Märt diese Woche in Aktion. Das heisst für uns, dass wir die Früchte möglichst preiswert einkaufen müssen, um dennoch eine gewisse Marge zu erreichen. «Wenn wir hier mehr als 5.80 Franken pro Kilo bezahlen und die Früchte nachher als Aktion im Laden für 6.20 Franken verkaufen müssen, wird es eng», rechnet mir Stephan Aeschbacher vor, «trotzdem möchte ich den Kunden auch in der Aktion nur einwandfreie Früchte anbieten. Hier den Spagat zu schaffen ist nicht immer einfach.» Wir haben Glück: Ein Stand bietet die gesuchten Aprikosen zum gewünschten Preis an, eine Kostprobe verrät zudem, dass es sich bei den Früchten um erstklassige Ware handelt. Aeschbacher ist zufrieden und kauft ein Dutzend 5kg-Kisten. 

Als wir den Engrosmarkt verlassen, färbt sich der Himmel schon langsam blass hellblau. Bald geht die Sonne auf, und dann werden sich auch Zürichs Strassen schnell füllen. Deshalb beeilen wir uns, aus der Stadt herauszukommen. Das monotone Brummen des Motors wirkt einschläfernd. Ich bin froh, dass ich mich gemütlich zurücklehnen und die Fahrt durch den frühen Morgen geniessen darf. Für mich ist bald Feierabend, für Stephan Aeschbacher ist der Arbeitstag aber noch lange nicht zu Ende. Zurück in Wislig wird er alle Einkäufe ausladen und im Kühlraum verstauen. Ein grosser Teil der Waren wandert sogar direkt in die Auslage im Wisliger Märt. Schliesslich soll um viertel vor sieben Uhr, wenn der Laden öffnet, alles für den neuen Tag bereit sein.